Vor - und Nachbericht

FC St. Pauli II - Bergedorf 85

 

Vorbericht

Löwen, Rote Teufel, Himmelblaue, Lilien…so mancher Verein hat seit Ewigkeiten `seine` Spezialmetapher. So auch der morgige Gast unserer zweiten Mannschaft…
…die `Elstern` vom ASV Bergedorf 85. Allerdings fragt man sich bei dem Ruf dieses possierlichen Tierchens (u.a. Unheilsbote, `diebische Elster`, geschwätzig…), warum die Spieler aus Hamburgs Südosten einzig aufgrund der Trikotgestaltung ihrer schwarz-weißen Spielkleidung noch heute so gerufen werden. Doch wie wir alle wissen ist `Ruf` nur die Meinung, die sich andere aufgrund der Meinung anderer bilden – und da wir keine Vogelkundler sind widmen wir uns nun ganz unvoreingenommen der Geschichte des Traditionsclubs.
Der ASV Bergedorf hatte seine beste Zeit in den 50er` Jahren, als er mehrmals kurz vor dem Aufstieg in die Oberliga Nord (damals gleichbedeutend mit der ersten Liga) stand und sich diesen Traum 1958 tatsächlich verwirklichte. Fünf Jahre, bis zur Gründung der Bundesliga in ihrer heutigen Form, spielten die Elstern mit im Konzert der ganz Großen. Als Aufsteiger sprang in der ersten Saison ein respektabler 11. Platz heraus, danach war meist Abstiegskampf Trumpf.
Es folgten ab 1963 7 Spielzeiten in der Regionalliga Nord (damals Zweite Liga), bevor die Bergedorfer Stück für Stück bis in die Fünftklassigkeit abrutschten. Dabei spielten sie von der Saison 1969/70 bis zur Spielzeit 1993/94 stets in der Verbandsliga Hamburg, die jedoch durch die Einführung neuer Ligen stetig an Klasse verlor (bis 1974 drittklassig, 1974-1994 viertklassig, ab 1994 fünftklassig). Es folgten zwei Ab- und zwei Aufstiege ab Mitte der 90er`, bis der Verein schließlich mit dem dritten Aufstieg in die Viertklassigkeit 2001 wieder zu Stabilität fand. 2004 gelang schließlich die Qualifikation für die Oberliga Nord.
In ihrer nunmehr siebten Saison sieht es für die Elf von Trainer Rüdiger Schwarz allerdings nicht gut aus. Momentan belegen seine Schützlinge mit 8 Punkten Platz 15. Daheim ist die Bilanz mit 5 Punkten aus 4 Spielen noch annähernd solide, während es auswärts bisher richtig schlecht lief. Nur drei Zähler auf 4 Partien bei 16 eingefangenen Gegentoren, davon 5 Stück bei der 0:5-Klatsche in Oldenburg am letzten Sonntag. Um den Anschluss nicht zu verlieren muss also zwingend gepunktet werden…und……gerade in dieser Situation fallen bei den Elstern auch noch die Torhüter reihenweise aus, so dass sie wohl sehr wahrscheinlich ihren Torwarttrainer in die Kiste schicken müssen.
…wenn man daraus allerdings ableiten will, der Gast stünde mehr unter Druck als wir auf unserem konfortablem vierten Platz, so täuscht das allerdings. Erstens brauchen wir die Punkte ebenso um über dem ominösen Strich zu bleiben und zweitens gilt es, sich trotz des Punktgewinns an der Lohmühle für das Spiel bei der U23 in Lübeck zu rehabilitieren.
Unsere Jungs können es ja wesentlich besser, wie wir alle wissen, allerdings haben wir exakt dieselbe Heimbilanz wie unser Gast (mit nur einem Gegentor mehr) und unser letzter und einziger Heimsieg rührt noch vom ersten Spieltag (1:0 gegen Wilhelmshaven).
Das ist wohl der Preis, wenn man eine kompakte und konterstarke Truppe hat. Bisher fühlt sich unsere Mannschaft auswärts einfach wohler. Aber ein Stadtderby sollte Kräfte frei setzen und da Feiertag ist kommen vielleicht auch ein paar mehr Fans als zuletzt an die Waidmannstrasse. Und die werden hoffentlich mit einem Klasse-Spiel und drei Punkten belohnt…

Forza St. Pauli



Nachbericht

Egal welche Eigenschaften Elstern so nachgesagt werden – das Erschreckenste an der Waidmannstrasse war ihre Harmlosigkeit. So besiegte sie unser FC St. Pauli bei Rummelplatzatmosphäre (auf dem Nebenplatz Football, Feuerwerk und - als einzig akzeptables Lied unter gefühlten 300 Stück Bryan Adams` `Summer of 69`) mit 3-0…
…und das geht auch in der Höhe in Ordnung. Denn für die Beschreibung der Offensivaktionen unseres Gastes kommen wir ebenso wie dieser mit minimalem Aufwand aus: Yamrali (17.) und Klein (65.) zogen aus 23 bzw. 14 Metern ab ohne Pliquett Mühe zu bereiten. Zwei weitere Schüsse für die Statistik gingen ins Nichts. Darüber hinaus kam Bergedorf ganz selten überhaupt in die Zone, aus der man den letzten Pass/die letzte Flanke spielt um eine Torchance zu kreieren.
Allerdings standen die Gäste zumindest in der Defensive bis zum 0-1 weitgehend solide. Das Ziel schien klar ein Punktgewinn zu sein, denn aus ihrem 4-2-3-1 wurde bei unseren Angriffen gar eine Fünferkette am eigenen Strafraum, in die sich der linke Mittelfeldspieler Papke immer wieder fallen ließ. Weitere 4 Mann verteidigten in der eigenen Hälfte mit und machten die Räume eng, nur eine Spitze wartete auf Konter.
St. Pauli, wie immer im 4-2-3-1 mit Prokoph als einziger Spitze angetreten, konnte sich gegen diesen Riegel lange Zeit nicht entscheidend durchsetzen. Spielerisch eine Klasse besser als beim letzten Auswärtsspiel fehlte dennoch die zündende Idee und so kam in der ersten Viertelstunde nur Bourgault zu einer Chance, als er eine Ecke von rechts die an Freund und Feind vorbei flog, knapp am langen Pfosten verpasste. (9.)
In der 23. Minute dann eine Chance aus dem Kuriositätenkabinett, als der Bergedorfer Keeper Behnke bis fast zur Eckfahne herauseilte um einen langen Angriffsball zu klären. Browarczyk stürmte dem Ball todesmutig hinterher, Behnke rutschte tatsächlich aus und Bro` brachte den Ball von der Außenlinie im Fallen per Flanke direkt vor das Gästegehäuse. Bergedorf konnte die Kugel aber noch aus der Gefahrenzone schlagen. Bro` verletzte sich bei dieser Aktion, da er aufgrund seines Tempos unsanften Kontakt mit den Begrenzungsstangen bekam, konnte aber weitermachen. 3 Minuten später dann fast die Führung vor St. Pauli, nach Pfützenreuters Ecke von links, doch Prokoph köpfte aus 4 Metern drüber.
Nach einer guten halben Stunde dann aber doch die verdiente Führung für unser Team: Prokoph ließ einen schönen Pass durchs Zentrum mit herrlicher Körpertäuschung einfach durchlaufen, so dass Sismanoglu frei vor Behnke auftauchte. Gegen den Versuch flach in die lange Ecke zu vollenden hatte ein Bergedorfer etwas und grätschte in seinen Schuss. Dieser ging also flach in die Mitte rein – Auch Recht! 
Elstern-Coach Schwarz regierte und brachte mit Kossatz für Nadj (38.) eine zweite Spitze, aber wie wir ja bereits wissen sollte das an diesem Nachmittag nichts ändern. Eine abgefälschte Browarczyk-Flanke landete noch auf der Latte (42.) und dann war Pause. Der Gast war nur durch seine Defensivtaktik und einige wenige rüde Fouls auffällig geworden (was sich im zweiten Durchgang ab und an fortsetzte), St. Pauli hatte das Spiel sicher im Griff.
In der zweiten Halbzeit ging es dann so weiter. Nach zwei Halbchancen (Prokoph 47./Hinzmann 57.) unserer Elf erzielte diese schließlich in der 63. Minute mit einem kuriosen Tor die Vorentscheidung. Pfütze` passte nach einer abgewehrten Ecke auf der linken Seite wunderbar nach innen durch zum eingewechselten Yapici, der mit mächtig Schwung in die Mitte zog und als alle dachten er vollendet mit links aus 7 Metern sah er am langen Eck Prokoph stehen und gab ab. Der überraschte Roman sah sich nun einem sehr schwierigen Problem ausgesetzt: 5 Meter Torentfernung, aber der eigene Körper schon weit über dem Ball, Ausholen war also nicht drin. Geistesgegenwärtig erinnerte sich unser Knipser vom Dienst an seine alten Tipp-Kick-Zeiten und bugsierte den Ball mit einem perfekten Pickenstoß in die kurze Ecke am verduzten Behnke vorbei ins Netz zum 2:0.
Danach waren die Zweifel an unserem Sieg, die nie existierten, endgültig verflogen. St. Pauli versuchte jetzt ab und an ein wenig zu zaubern, unter anderem bei einer Freistoßvariante die Real Madrid alle Ehre gemacht hätte, aber leider stand Pfützenreuter im Abseits (72.). Ein Freistoß war es auch, der den Endstand brachte. Iscan brachte den Ball vom linken Sechzehnereck flach auf die kurze Roman-Tipp-Kick-Ecke und der Bergedorfer Theissen bekam den Ball so merkwürdig zwischen die Füße, dass er genau da reintrudelte (79.).
Das Spiel trudelte dann auch so aus und 3 weitere Punkte für den sicheren Klassenerhalt auf den Plätzen 1-5 blieben an der Waidmannstrasse.

Fazit: St. Pauli reichte eine solide, durchschnittliche Leistung zum Sieg. Bergedorf war zu keinem Zeitpunkt ein gleichwertiger Kontrahent und wird sich mit dieser Leistung in der Tabelle keinen Platz mehr nach vorne bewegen.

Spieler des Spiels bei St. Pauli

Roman Prokoph: Sicherte einige Bälle in der Spitze und war an den ersten beiden Toren beteiligt. Dem 1:0 ebnete er mit einer cleveren Körpertäuschung den Weg, das 2:0 muss man erst mal so hinkriegen, wie er es gemacht hat. Ein effektiver Auftritt.

Schiedsrichter:

Marek Preuß: Eigentlich ordentliche Spielleitung. Hätte aber Melich nach seinem Foul am durchbrechenden Sismanoglu mit gelb-rot vom Platz schicken können und Iscan in der letzten Minute einen Elfmeter geben müssen.